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Tim Winton - Die Hütte des Schäfers

 

Der Autor

 

Tim Winton, geboren 1960 in der Nähe von Perth in Westaustralien, hat bereits zahlreiche Romane, Sach- und Kinderbücher, sowie ein Theaterstück veröffentlicht und zählt derzeit zu den erfolgreichsten Schriftstellern Australiens. Auf der Shortlist des Man Booker Prizes schaffte er es bereits zweimal und viermal erhielt er bereits den Miles Franklin Award, der zu den wichtigsten Literaturpreisen in Australien zählt. Sein Werke sind bereits in zwölf verschiedene Sprachen übersetzt und fast alle für die Bühne, das Radio oder Film adaptiert. Zusammen mit seiner Familie lebt Winton in Westaustralien.

 

 

Inhalt

 

Jaxie Clackton ist erst fünfzehn und hat mehr Angst den je nach Hause zu gehen. Denn seit dem Tod seiner Mutter ist das ohnehin bereits schwierige Verhältnis zu seinem Vater mehr als angespannt. In dem Alltag von Jaxie sind Ärger und Gewalt an der Tagesordnung. Und obwohl fast alle in dem kleinen Ort von seinem Schicksal Notiz nehmen, scheint es keinen so wirklich zu interessieren. Als Jaxie eines Tages nach Hause kommt, liegt sein Vater Tod in der Garage und auch wenn er nichts mit dessen Tod zu tun hatte, steigt in ihm die Angst, man könnte ihn für das Ableben seines Vaters zur Rechenschaft ziehen.

 

Also fasst er einen Entschloss: Er packt seine Sachen und flieht. Er macht sich zu Fuß auf den Weg durch Australien zu seiner Cousine Lee, die ihn nicht nur versteht, sondern in die erst sich einst verliebt hatte. Mit ihr will er durchbrennen und sein Leben verbringen. Doch auf den Weg gen Norden stößt er hinein in die heiße Welt der wasserlosen Salzwüste, die eine tödliche Gefahr birgt für jeden, der sich dort nicht auskennt - und zweifelsohne zählt Jaxie zu letzterem.

 

Mitten im Nichts dieser gottlosen Wüste, mit seinen Kräften am Ende, stößt Jaxie auf eine alte Schäferhütte, die auch bewohnt scheint. Dort trifft er auf einen alten Mann und obwohl er nicht weiß, ob er diesem trauen kann, beschließt er letztlich zu bleiben. Schnell wird ihm klar, dass er, obwohl er den Mann weder kennt, noch vertraut, scheinbar sein Leben und seine Mission abhängt. 

 

 

Fazit

 

"Die Hütte des Schäfers" ist ein zweifelsohne sehr düster wirkender Roman, der zweifelsohne tiefer unter die Haut geht, als es einem beim Lesen des Klappentextes bewusst scheint. Tim Winton kreiert mit dem fünfzehnjährigen Jungen Jaxie einen Protagonisten der gebeutelt ist von seiner häuslichen Umgebung, zugleich verachtet, missverstanden und gemieden wird von vielen seiner Altersgenossen und letztlich sein Dasein in einer kleinen australischen Stadt erträgt. An Flucht aus dem Zuhause ist bis zum Tod seines Vaters nicht zu denken. Und wenngleich der eigentliche Wendepunkt der Geschichte - der Tod des Vaters - relativ früh im Buch eintritt, so ahnt man auch gleich, dass erst jetzt er richtige Road-Trip des Jungens beginnt.

 

Denn durch die gott- und vor allem wasserlose Wüste der Australischen Steppe schlägt sich nun ein ziemlich unselbstständiger und dennoch zielsicherer Junge seinen Weg in ein vermeintlich neues Leben mit seiner Cousine. Und genau an dieses Leben möchte man glauben. Doch zu ausweglos scheint die Situation und wenngleich der Leser bereits ab dem ersten Schritt in der Wüste mitgerissen wird, sogleich erwartet man immer einen Wendepunkt der Geschichte. 

 

Die Story ist klar und strukturiert geschrieben, auf viele Zeitsprünge wird bewusst verzichtet, Rückblenden in die Vergangenheit erleben wir aus den Augen des Jungen, und genau das verleiht der Geschichte das gewisse Extra. Denn eine Spannung wie in einem Thriller werden wir nicht vorfinden und dennoch erleben wir einen Spannungsbogen der von mal zu mal gespannt und abrupt wieder reißt, sicherlich genau so gewollt vom Autor. "Die Hütte des Schäfers" erzählt nämlich letztlich eine Geschichte, die auch den Leser zum Nachdenken anregen soll - getreu dem Motto: "versetzen Sie sich einmal in die Lage des Junge": was würden Sie tun, wie würden Sie handeln?

 

Das Ende des Buches wird sicherlich für die meisten ein bisschen zwiespältig sein. Die einen werden es schlecht finden, andere werden es loben. Meine Meinung dazu ist letztlich, dass das Ende so gewählt wurde, das ein jeder Leser dieses selbst interpretieren kann, und genau das mach dieses Buch in meinen Augen allein lesenswert. Mit "Die Hütte des Schäfers" ist Tim Winton ein überzeugender Roman gelungen, der hoffentlich seine schriftstellerische Fähigkeit auch über den australischen Kontingent hinaus endgültig bestätigen wird.